Kurzer Streifzug durch die Geschichte des Vereins

Die Gründung des Vereins:

Begeisterte Obst- und Gartenbaufreunde beriefen am 24. Dezember 1911 im damaligen Lokal Zewe eine Versammlung ein, um einen Verein zu gründen, dessen Aufgabe es sein sollte, die Obstbaumzucht und den Gemüsebau innerhalb der Gemeinde Hüttigweiler zu fördern. Durch die Bereitschaft zahlreicher Interessenten zur aktiven Mitarbeit konnte der Verein auch in dieser Versammlung gegründet werden, den man unter dem Namen "Obst- und Gartenbauverein" aus der Tiefe hob. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wählte man Jakob Fuchs. Sein Stellvertreter wurde Peter Köbrich. Zum Schriftführer des Vereins bestellte man Johann Woll. Die Kassengeschäfte wurden dem Mitglied Friedrich Jochum übertragen. Zu beratenden Beisitzern wurden Peter Scharding, Karl Köbrich und Jakob Jochum gewählt. Insgesamt 53 Mitglieder traten dem neu gegründeten Verein bei, der gemäß seinen Satzungen seine spezielle Aufgabe darin sah, zweckmäßige Obstsorten einzuführen, eine richtige Auswahl der Obstbäume zu treffen, die Mitglieder in der richtigen Pflege der Obstbäume zu belehren, eine sachgemäße Obstverwertung einzuführen und dem Gemüsebau neuen Aufschwung zu verleihen. Die amtliche Eintragung des Verins erfolgte am 9. Januar 1912 in Illingen.

Die Vereinsarbeit lief recht gut an. in Baumschnittkursen und Lehrbesuchen in Obstbaumanlagen wurden die Mitglieder zur besseren Obstbaumpflege geschult und ausgebildet. Der ausbrechende 1. Weltkrieg erlahmte die Vereinsarbeit, da viele aktive Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Allmählich ruhte die Vereinsarbeit ganz.

 

 

 

Am 50-igsten Geburtstag lebten noch die Gründungsmitglieder Johann Bermann, Karl Kuhn und Nikolaus Scheidt

 

 

 

 

 

 

Der Verein nach dem 1. Weltkrieg:

Durch die unruhigen Zeitverhältnisse nach dem ersten Weltkrieg kam es erst 1923 wieder zur Neukonstituierung des Vereins. Zum neuen Vorsitzenden des Vereins wählten die Mitglieder den damaligen Lehrer Nikolaus Jochum, der den Verein bis zu seinem Weggang im Jahre 1933 mit großem Geschick und bestem Fachwissen leitete. Zu seinem Stellvertreter bestellte die Versammlung Peter Keßler. Das Amt des Schriftführers wurde Johann Groß übertragen. Die Kassengeschäfte führte Jakob Kuhn. Die Mitgliederzahl wuchs ständig, da das Vereinsschaffen im Ort eine immer größere Würdigung fand. Durch zwei große Obst- und Gemüseausstellungen im Saale Scharding konnten Vereinsmitglieder die Erzeugnisse ihres zweckmäßigen Schaffens zur Schau stellen. Gemüse, Obst und Blumen waren in dekorativer Schau ausgestellt und fanden selbst bei geschulten Fachleuten große Beachtung. Fast in jedem Jahr wurden in Hüttigweiler Schnittkurse abgehalten, um die Mitglieder nach und nach zu sachkundigen Obstbaumpfleger zu machen. Vom Verein selbst ging eine erstaunliche Iniative aus, neue Obstgärten und Baumschulen anzulegen und den Gemüseanbau im Garten und auf den Feldern zweckmäßiger zu betreiben. Nachdem Lehrer Nikolaus Jochum 1933 von Hüttigweiler wegging, wechselte das Amt des 1. Vorsitzenden sehr oft. Die weiteren Vorsitzenden des Vereins: Lehrer Hornberger, Josef Martin und ab 1935 Bernhard Klos. Bis zum zweiten Weltkrieg waren noch als Vorsitzende des Vereins folgende Personen tätig: Lehrer Adolf Hinsberger, Josef Martin, Bernahard Klos, Peter Keßler. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges kam die eifrige Vereinsarbeit wiederum zum völligen Erliegen. Kriegswichtige Verpflichtungen hielten die in der Heimat verbliebenen Mitglieder von der beliebten Vereinsarbeit ab.

Ehemaliger Maschinenschopp

 

 

Maschinenschopp Neunkircherstrasse

 

Wiederaufblühen des Vereins nach dem 2. Weltkrieg:

Da die Aufzeichnungen in den Protokollbüchern aus der „Blut- und Boden-Zeit“ herausgetrennt waren, gibt es keine Aufzeichnungen über die Jahre 1939 bis 1945. Letzter 1. Vorsitzender war Peter Kessler. Seit dem 19.03.1945 war Hüttigweiler von amerikanischen Truppen besetzt, die Ende Juni von französischen Truppen abgelöst wurden. Alle Vereine wurden verboten, gleich welche Ziele sie hatten. Erst als das Hungerjahr 1946 zu Ende ging, erlaubten erste Lockerungen der Verbote die Neugründung von Vereinen. Herr Christian Kuhn bemühte sich um die Genehmigung zur Wiedergründung des OGV Hüttigweiler durch den Kreiskommandanten der französischen Besatzung in Ottweiler. Am 9.12.1946 wurde Herr Kuhn von der Gründungsversammlung (90 ehemalige Mitglieder waren anwesend) im Gasthaus Woll (Dompe) in der Provinzialstraße gewählt, dem später Peter Kuhn im Amt folgte.

Der Beginn des Vereinslebens war in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg sehr schwer. Die wirtschaftliche Notlage ließ zunächst kein gemeinnütziges Vereinsleben aufkommen, so daß sich die aktive Arbeit des Obst- und Gartenbauvereins erst nach und nach bemerkbar machte. Die damaligen Vorsitzenden Christian Kuhn und Peter Kuhn halfen dem Verein wieder auf die Beine. 1951 wurde dann Richard Fuchs Vorsitzender (Sohn des 1.Vorsitzenden von 1911), was er 24 Jahre lang blieb. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Verein zum mitgliederstärksten des Ortes. Auch die Qualität der Arbeit konnte sich sehen lassen. Zahlreiche Preise auf Kreisausstellungen und Schauen zeugen davon.  Mit großem Idealismus und begeisterter Liebe zum Garten- und Obstbau führte Richard Fuchs den Verein zu Ansehen und Geltung innerhalb unseres Dorfes. Das rapide Ansteigen der Mitgliederzahl beweist dieses umsichtige Schaffen innerhalb des Vereins. Der Verein zählt heute über 200 Mitglieder und gilt als einer der stärksten Ortsvereine. Auch über die Mitglieder hinaus hat der Verin im Ort viele Freunde und Gönner gewonnen, weil sich der Verein auch aktiv an der Gemeinschaftsarbeit des Dorfes beteiligte.

Von 1975 bis 1982 leitete der Blumen- und Fuchsienfreund Bernhard Hinsberger den OGV, danach ein Jahr Gerhard Penth und von 1983 bis 1988 Herr Engelbert Woll. 1989 wurde Wolfgang Witzorky zum Vorsitzenden gewählt. Seit 2005 führt der heutige Vorsitzende Alfons Vogtel den Verein.

 

Von den Anschaffungen des Vereins:

Durch die umsichtige und geschickte Leitung durch den jetztigen Vorsitzenden Richard Fuchs konnten in den letzten Jahren mancherlei Geräte und Maschinen angeschafft werden, die erst ein nutzbringendes Arbeiten im Obst- und Gartenbau ermöglichten. Die Anschaffungen sind teilweise unter persönlichen Opfern getätigt worden, um Zweck und Aufgaben des Vereins vollauf zu erfüllen. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden durch den Verein eine Dosenverschlußmaschine zur besseren Obstverwertung und drei Rücken- und 6 Handspritzen zur erfolgreichen Schädlingsbekämpfung angeschafft. Zu größeren Anschaffungen kam es erst nach dem 2. Weltkrieg. So wurden durch den Verein zwei Kartoffelstäuber und drei Stäuberkanister gekauft, die allen Mitgliedern zur Verfügung stehen. Durch das große Entgegenkommen der Gemeinde erhielt der Verein 1954 unter eigener finanzieller Beteiligung eine Motorspritze, die damals unentbehrlich geworden war. Im Jahre 1957 erwarb der Verein eien Traktor mit Mähmaschine und Pflug, um die Feldarbeit auf maschinellem Wege in Gang zu halten. Die Bevölkerung machte von diesen Einrichtungen rege Gebrauch, so daß sich der Kauf dieser Maschine wirklich lohnte. In den Jahren 1955/1956 wurde das Bestreben der Vereinsgründer in bezug auf eine zweckmäßige Obstverwertung erreicht, indem der Verein eine moderne Süßmostanlage erwarb. Diese Anlage konnte in dem obstreichen Jahr 1956 zum ersten Mal in Betrieb genommen werden und war den Mitgliedern und Obstbauern des Ortes eine wertvolle Hilfe in der zweckmäßigen Obstverwertung. Nachdem im Jahre 1958 die Kelteranlage von der Raßweiler Dreschgenossenschaft durch den Verein gekauft wurde, war die Obstverwertungsanlage in ihrer maschinellen Einrichtung vollständig. Die Gebäude der Kelter- und Süßmostanalge sind Vereinseigentum und wurden gleichfalls unter persönlichen Opfern der Mitglieder erstellt. Mit der Anschaffung dieser Einrichtungen hat der Verein gezeigt daß er an einem allgemeinen guten Obst- und Gartenbau interessiert ist und allen Garten- und Obstbauern nach besten Kräften helfen will. Dieses gemeinnützige Bestreben des Vereins ist annerkennenswert und verdient höchstes Lob.

 

Aus der Schulungsarbeit des Vereins:

Neben der materiellen und maschinellen Hilfe leistet der Verein seinen Mitgliedern und Freunden auch nutzbringende Schulungs- und Ausbildungshilfe. In zahlreichen Versammlungen, in Lehr- und Filmvorträgen schult der Verein seine Mitglieder in der Obstbaumpflege, in der nutzbringenden Schädlingsbekämpfung, in der sachgemäßen Düngung, in der Obstverwertung und in vielen anderen Sachgebieten, die den Obst- und Gartenbau betreffen. In Baumschnittkursen belehrt der Verein seine Mitglieder über die richtige Obstbaumpflege. Durch diese belehrenden Anregungen sind in der Gemeinde viele Baumschulen und Obstgärten angelegt worden, die zur gesunden Ernährung unseres Volkes einen nicht geringen Beitrag leisten. Aus dem Kreis der Mitglieder nehmen regelmäßig Vertreter an Kreisversammlungen und Kreisbesichtigungen teil, um somit Fachwissen in den Verin zu tragen. Zur Tradition sind die großen Lehrfahrten des Vereins geworden, die zahlreiche Mitglieder in bekannte deutsche Garten- und Landwirtschaftsgebiete führen, um von dort Belehrung und Instruktion zu erhalten. Diese Lehrfahrten werden schon seit 1951 jedes Jahr durchgeführt und erfreuen sich der besonderen Beliebtheit der Mitglieder. Noch in guter Erinnerung sind die Lehrfahrten in die Erdbeerplantage in Losheim, in die Baumschule nach Merzig, zum Limburgerhof in die landwirtschaftliche Versuchsstation der Badischen Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen und die diesjährige Fahrt nach Schifferstadt, auf der die Gartenbaufachschule der Landwirtschaftskammer Kaiserslautern besucht wurde. Alle diese Fahrten tragen zur Bereicherung des Fachwissens der Mitglieder bei und machen sich in der eigenen Gartenarbeit deutlich merkbar.

Neben diesen Schulischen Fachunterweisungen vernachläßigt der Verein auch die gesellschaftliche Seite nicht, die stets in den frohen Familienabenden und in den Frauennachmittagen einen nicht unbedeutenden Niederschlag fand.